Warum wird Facialisparese besser, aber Tinnitus schlechter?
Frage
Ich habe eine Fortbildung von Ihnen in Köln besucht und daraufhin selber begonnen, mit dem FaceFormer zu trainieren und auch einige Patienten davon überzeugt, die Therapie zu beginnen.
Jetzt habe ich eine Frage zu einem Patienten. Männlich, 67 Jahre, seit über 20 Jahren Tinnitus im rechten Ohr, Kieferschmerzen, Schiene für nachts, Nackenbeschwerden, Schwindel (Lagerungsschwindel und Schwindel beim Gehen) und seit 2 Monaten Facialisparese links mit unbekannter Ursache. Vor einigen Jahren 2 Schlaganfälle, von denen er sich aber sehr gut erholt hat.
Er trainiert nun seit 2 Wochen sehr motiviert mit dem FaceFormer. Die Facialisparese wird deutlich besser, Nackenbeschwerden sind reduziert. Aber nun wird der Tinnitus im rechten Ohr deutlich lauter und beginnt nun auch im linken Ohr. Jetzt ist er unsicher, ob er weiter trainieren soll. Er hofft, dass es nur vorübergehend ist und die Ohrgeräusche vielleicht bald besser werden. Leidet aber sehr darunter, dass es nun erstmal schlimmer geworden ist. Haben Sie vielleicht Erfahrungsberichte von Menschen mit Tinnitus, die ähnliches berichtet haben? Denken Sie, dass die Geräusche bald weniger werden? Soll er durchhalten? Oder soll er die Therapie doch besser abbrechen? Der Schwindel tritt auch wieder etwas häufiger auf als vor ein paar Wochen, was ihn aber noch nicht so beunruhigt, weil er ihn phasenweise schon häufiger hatte.
Antwort
Gerade bei Polypathie verändern sich einzelne Symptome sehr oft. Bei Rückbildung des einen dominiert plötzlich ein anderes. Mit der FaceFormer Therapie stellen wir in einem zentralen Funktionsraum in ein physiologisches Gleichgewicht her. Wir stellen die Mechanismen so ein, wie sie funktionieren müssen. Insofern kann der Patient grundsätzlich keine Nachteile durch die Therapie erfahren.
Ohrgeräusche variieren in den meisten Fällen stark. Positive Einflüsse auf die Symptome werden diese nicht gleichzeitig reduzieren. Die neue, richtige Funktionseinstellung löst im Gesamtsystem auch Reize aus, die zu Irritation der bereits langbestehenden und teilkompensierten Fehlfunktion führt. Das kann durchaus auch mal dazu führen, dass Störungen vorübergehend stärker oder verändert wahrgenommen werden.
Diese Zeit muss immer überwunden werden, wobei das Training nicht unterbrochen wird. Es wird konsequent weitergeführt, bis sich die Probleme weitgehend reduziert haben. Die Auflösung des Tinnitus kann bis zu einem Jahr dauern. Nach möglicher anfänglicher Verstärkung reduziert sich aber die Belastung zunehmend. Der Patient bemerkt dies zwar, er nimmt aber noch so lange sein Ohrgeräusch wahr, bis er es verlernt hat. Gemäß neurowissenschaftlicher Erkenntnis (Hebsche Regel – habe ich erklärt) geschieht dies alleine dadurch, dass sich der Fehlreiz abbaut, und die Reaktion darauf vollständig vergessen wird.
Also kein Problem. Der Patient soll unbedingt, unter Ihrer Kontrolle die Übungen weiter durchführen. Das Tagespensum passen Sie seiner Leistung an.